Interview mit Pfarrer Arnaud Adrien
Donnerstag, 15. November 2007 (Die Fragen stellte Jean-Baptiste Maillard)
Die 15. Informationsveranstaltung über die pfarrlichen Evange- lisationszellen wird vom kommenden 28. November bis 2. Dezember 2007 in Sanary-sur-Mer (Var) stattfinden. Ohne den traditionellen Aufbau der Pfarrgemeinde ins Wanken zu bringen, erlaubt diese von zahlreichen Pfarrgemeinden rund um die Welt gewählte Evangelisationsmethode, die Atmosphäre und die Dynamik der ersten urchristlichen Gemeinden wiederzufinden. In Sanary im Var bringt diese Methode seit 10 Jahren ihre Früchte. Das Interview mit Pfarrer Arnaud Adrien, Re-ferent der pfarrlichen Evangelisationszellen in den französischsprachigen Ländern, erscheint in der nächsten Nummer des „Homme Nouveau“
Muss man Angst haben vor den Zellen?
Ja, natürlich muss man Angst haben vor diesen Zellen, denn sie sind ein wahrer Weg zur Heiligkeit für Laien und das verlangt dem Pfarrer ab, tief an sie zu glauben. Außerdem, so wie die Zellen darauf abzielen die Fernstehenden mit einzubeziehen, ist das eine ständige Quelle von Problemen. Was wollen Sie, dort wo es Leben gibt, da gibt es Komplikationen. Ich erinnere mich an eine Bemerkung von Don Pigi, dem ich zu der Umwandlung seiner Pfarrgemeinde gratulierte: „Ja“, antwortete er, „es ist schön, aber man muss akzeptieren, dass jede Woche etwas Schlimmes passiert“. Jesus ist nicht gekommen um den Frieden zu bringen sondern die Spaltung… Derjenige der hier unten am Kommen des Reiches Gottes arbeiten möchte, wird das verstehen…
„Zelle“: Klingt das nicht wie Sekte?
Nur diejenigen, die sich nicht wirklich engagieren wollen, lassen sich durch solche Resonanzen lähmen. Nennen Sie es, wie Sie wollen, Sie werden keinerlei Rechtsstreit mit den Verantwortlichen haben!
Von wo kommt diese Methode?
Diese neue Methode der Evangelisation wurde in Seoul (Süd-Korea) in der Pfingstkirche von Pastor Paul Yonggi Cho geboren und hat sich dann weiterentwickelt. Dann gelangte sie mit den entsprechenden Anpassungen in die Katholischen Pfarrgemeinde St. Boniface in Pembroke Pines (Florida, USA) dank einem irischen Priester, Pfarrer Michael Eivers, schließlich wurde sie von Don Pigi mit der Ermutigung durch Kardinal Maritni in Mailand in der Pfarrgemeinde St. Eustorgio eingeführt. In dieser Pfarrei wurden 1988 die vier ersten pfarrlichen Zellen des europäischen Kontinents geboren. Sie haben sich schnell vermehrt: vier Jahre danach, zählte man siebzig mit mehr als tausend Mitgliedern.
Seit 1990 wird jedes Jahr ein europäisches Seminar organisiert, da großes Interesse sowohl in Italien wie auch im Ausland besteht. Die pfarrlichen Zellen sind inzwischen schon in zahlreichen Pfarrgemeinden etabliert. Worum handelt es sich konkret?
Um ein wöchentliches Treffen von Christen die verstanden haben, dass im menschlichen Herzen ein Feuer des göttlichen Wortes brennt, jeden Menschen die Liebe seines Vaters erkennen zu lassen, damit jeder Mensch gerettet werde. Sie beten zusammen, sie lassen sich von der Kirche unterrichten und ermutigen sich, denjenigen die sie umgeben, zu dienen um sie für Jesus zu gewinnen.
Auf welche Problematik antworten die Zellen?
Sie antworten auf den Bedarf nach kleinen Gemeinschaften, sie antworten auf die Berufung jedes Getauften Zeugnis zu geben, sie antworten auf die Berufung jeder christlichen Gemeinschaft selbst missionarisch zu sein, wenngleich sie dabei auch unter dem Schmerz leiden nicht einmal selbst eine vollkommene christliche Gemeinschaft zu sein.
Was ist das Endziel?
Das Ziel ist eindeutig, die Verschlossenen, die Tauben, die Hinkenden, die Kranken von heute in den Saal des Hochzeitsmahles mitzubringen, das heißt dorthin, wo die örtliche christliche Gemeinschaft die Eucharistie feiert.
Wie läuft die Zusammenkunft einer Zelle ab?
Lobpreis, Austausch, Lehre, Fürbitte, das sind die Schlüsselmomente eines jeden Treffens; es soll nicht länger als 1 ½ Stunden dauern.
Was erlaubt es den Zellen, die Dynamik der urchristlichen Gemeinden wiederzufinden?
Ich glaube, die Dynamik der urchristlichen Gemeinden war verbunden mit einer persönlichen Begegnung mit dem auferstandnen Jesus; er erleuchtete ihr Lebens, er gab ihnen schließlich den absoluten Sinn. Man ist Gott begegnet! So wurde eine Liebe zwischen den Mitgliedern geboren die zeigte, dass die Bergpredigt begeisternd und erleuchtend ist. (Matth. 5-7). Anders gesagt, dies sind Voraussetzungen des Reiches Gottes bis heute. Wenn der Pfarrer der Pfarrgemeinde dieses Ziel anstrebt, dann stehen die Laien auf.
Wodurch können die Zellen eine Erneuerung für die Gemeinde darstellen?
Geben sie der Pfarrei eine solche Struktur, wie es die Zellen tun und die Ziele von denen ich gesprochen habe, und eine Erneuerung des Glaubens (eine neue Blüte, ein neuer Frühling) auch im Bezug auf das Gebetsleben, die geschwisterliche Gemeinschaft, den missionarischen Eifer und die Aufmerksamkeit auf die Ärmsten wird sich ereignen. Ich spreche aus Erfahrung.
Und für die Kirche?
Die Zellen streben nur eine Erneuerung der Pfarrgemeinden an, auch wenn die Methode ebenso geistlichen Bewegungen dienen kann wie die eine oder die an-dere Gemeinschaft schon ausprobiert hat.
Sie haben nicht den Anspruch alles zu erneuern oder das einzige Mittel zur Erneuerung zu sein… aber die Pfarrgemeinden sind und bleiben eben die ersten Orte der christlichen Glaubenserfahrung.
Ist es einfach für einen Priester, diese Methode auszuprobieren?
Nein. Es ist anspruchsvoll an Energie, an Kommunikation, an Ausbildung. Es bedeutet konfrontiert zu sein mit Unverständnis und mit der Erfahrung von Ablehnung. Aber welcher Jubel, welche Freude, Christen zu sehen, die endlich wagen in ihrem beruflichen Leben, in ihrem öffentlichen Leben Christus zu bezeugen,. Die Mauern von Jericho stürzen vor ihren Augen ein. Ich meine damit den hochheiligen Widerspruch zwischen dem Öffentlichen und dem Privaten. Sie nehmen teil an der Ausarbeitung einer anderen Definition der Trennung von Kirche und Staat, einer andern Art des Zusammenlebens in Gesellschaft. Sie sehen Berufungen zum Priester- und Ordensstand entstehen.
Was benötigt man um anzufangen?
Man muss auf Wallfahrt gehen. Man muss sich anschauen, was der Heilige Geist in andere christlichen Gemeinden verwirklichen konnte. Sie haben ihre Grenzen und ihre Schönheit. Sie verstecken weder das eine noch das andere vor Ihnen. Ich denke an Mailand natürlich, an Sanary, aber auch Ossun (Haute-Pyrénées), Fontainebleau (Seine-et-Marne), Viroflay (Yvelines), usw.
Welche Diözesen in Frankreich haben sich auf das Abenteuer eingelassen?
Dreißig Pfarrgemeinden verfolgen heute dieses Experiment. Die Herausforderung besteht darin, die ganze Pfarrgemeinde missionarisch werden zu lassen und nicht diese Mission auf die Zellen zu übertragen. Man muss sich über die Art und Weise der Erneuerung der Pfarrgemeinde Gedanken machen. Ein monatlicher Newsletter wird bald über diese Thema erscheinen. Sie können ihn in einigen Tagen auf cellules-evangelisation.org sehen.
Und im Ausland?
Tausende von Zellen existieren in der katholischen Welt. Dies ist der Grund dafür, dass der päpstliche Rat für Laien entschieden hat, eine kanonische Satzung für dieses Experiment herauszugeben. Don Pigi wird bald zum Präsidenten dieser Vereinigung päpstlichen Rechts ernannt werden. Wir werden bald wieder darüber sprechen!
Welchen Ablauf wird die XV. Informationsveranstaltung der pfarrlichen Evangelisationszellen haben?
Um Ihnen das Wasser im Munde zusammen laufen zu lassen, lade ich Sie ein, gleich auf die Seite von Sanary zu klicken. http://www.paroissesanary.fr/
Warum daran teilnehmen?
Es geht um eine überlegte Entscheidung im Gebet. Dort hin zu gehen ist eine sichere Art sich bereits zu engagieren. Das ist ein starkes Zeichen, gesandt vom Heiligen Geist, der unserem Willen sagt, nicht nur mit verschränkten Armen tatenlos gegenüber der gallopierenden Verweltlichung zu bleiben. Es ist die Sehnsucht auf den Auftrag der Kirche zu antworten, zu verkünden, dass das Reich Gottes mitten unter uns ist. Dann wird der Heilige Geist Ihnen antworten durch diese Form der Evangelisation oder durch eine andere. Aber Sie werden bereichert wieder abreisen.
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